Mittwoch, 14. Mai 2014

Beim Barte des Propheten!

Bärte sind ja momentan um aller Munde. Nicht erst seit dem Songcontest-Sieg von Conchita Wurst erlebt die männliche Gesichtsbehaarung eine Renaissance. Ob Hipster-Wolle oder Dreitage-Bart - in vielen Männergesichtern sprießt wieder mehr oder weniger ansehnliches Haar. Ich persönlich habe seit einem guten dreiviertel Jahr einen 3-8-Tagesbart, je nach Saison bzw. Okkasion. So stutze ich gelegentlich vor wichtigen gesellschaftlichen Terminen, denn man will ja nicht ganz verwildert aussehen. Meine letzte Glattrasur liegt ca. 5 Monate zurück. Ausgerechnet am 1. Jänner dachte ich mir, man sollte wieder frisch ins neue Jahr starten, und so musste auch der Bart weg. Seitdem sah er nur den Trimmer, um allzu unartige Auswüchse in Grenzen zu halten.

Unsere arabischen Freunde halten ja viel von Bärten. Zwar trifft das noch nicht auf den weiblichen Teil der Bevölkerung zu, die meisten Männer allerdings lassen stolz Gesichtswiesen sprießen. Nicht zuletzt ist es der Glauben, der den Männern das Tragen eines Bartes vorschreibt. Interessanterweise pflegen die Muslime vor allem Backen- und Kinnbärte, nicht jedoch den hierzulande meistens wegen einer verlorenen Wette oder aus ironischen Gründen getragenen Schnurrbart. Es herrscht im Islam quasi eine dem österreichischen Bundesheer entgegengesetzte Bartregel: Alles geht und ist auch erwünscht, außer Schnurri! Wir sehen also: Schon allein an der Barttracht erkennen wir, dass potenzielle Dschihadisten es nicht darauf anlegen, mit chemischen oder biologischen Waffen ins Gefecht zu ziehen. Der Bart an Backen und Kinn verhindert nämlich das luftdichte Schließen der Schutzmaske (vulgo: des Gummizutzes).

Ist also der Bart ein Zeichen des Friedens? Müssen wir uns vor grimmig zitternden Bärten etwa nicht fürchten, sondern sie gar kraulen? Nun, so weit wollen wir nicht gehen. Aber wohl ist der Bart beim muslimischen Mann ein Ausdruck seines tiefen Glaubens und auch seiner Männlichkeit. Letzteres macht mir Kopfzerbrechen, denn auch ich erhoffe mir für den kommenden Sommer von meinem krausen Gesichtshaar eine seriöse Wirkung. Als Glattrasierter wird man doch von einem Rauschebart-Araber nicht ernst genommen! Ich hoffe nur, dass mein spärlicher Bartwuchs an den Backen die Araber nicht belustigt, denn dann hätte mein Bart ja den gegenteiligen Effekt: Statt Respekt einzubringen, gäbe er mich der Lächerlichkeit preis! Nicht, dass ich glaube, meine Gesichtsbehaarung würde großartig viel daran ändern, wie die Araber mir entgegentreten. Aber da ich nunmal schon eine habe, bin ich doch gespannt, ob der eine oder andere Vollbart-Araber mir anerkennend die Hand schüttelt und mich zu meinem jämmerlichen Versuch beglückwünscht.

Den Schnurrbart aber lasse ich trotzdem stehen. Mein fleckiges Acker an den Backen muss nicht noch durch einen fehlenden Bart unterhalb der Nase untergraben werden. Auch möchte ich nicht fälschlicherweise für einen Muslim gehalten werden, oder - noch schlimmer - für einen Österreicher, der sich den arabischen Gästen soweit anbiedern will, dass er sogar deren Barttracht übernimmt. Schließlich empfange ich ja die deutschen Gäste auch nicht in Wanderstutzen...

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